Saulburg hat geschichtsträchtige Vergangenheit

Über der Zukunft des alten Gemeinwesens liegt ein Nebelschleier - Droht mit der Reform die Teilung? - Mit dem Ausbau der BOG 19 wird derzeit im Gemeindebereich ein Zwei-Millionen-Projekt realisiert

             
    Ausgedehnte Wälder und die Berge des             Malerisch liegt auf einem Bergvorsprung
       Vorwaldes geben Saulburg einen                    die Saulburg, die urkundlich schon im
      reizvollen Rahmen                                     im Jahre 1237 erwähnt wird

    S a u l b u r g . Gewiß ist die Gemeinde Saulburg, wie das Gros der Gemeinden in Altbaiern, ein Kind Montgelas'. Der Gemeindekern Saulburg/Anger aber ist ein in Jahrhunderten gewachsenes Gemeinwesen, das seine Entstehung vor allem dem alten Adelssitz Saulburg zu verdanken hat. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg gelang der Schritt zu einer modernen Gemeinde, die den Beweis liefert, daß Tradition und Fortschritt bestens miteinander harmonieren können, wenn die Regie in berufenen Händen liegt. Ob jedoch der eingeschlagene Weg fortgesetzt werden kann, ist eine Frage; die erst die Reform beantworten wird.

    Wenn es so etwas wie den Prototyp einer Vorwaldgemeinde gibt, dann kann Saulburg dieses Prädikat für sich in Anspruch nehmen. Der Landschaftsbereich der Gemeinde umfaßt ein ziemlich einheitliches Gebiet. Sie liegt im Einzugsgebiet der Täler des Auenzeller und Geßmannszeller Baches und umfaßt auch noch den unteren Teil der Kößnach; ferner den Nordwesthang des Bergzuges vom Büscherl über Fratherhöhe - Nierenberg - Angervorberge bis Breimbach. Die 1616 Hektar große Gemeindefläche umfaßt die Dörfer Saulburg, Aufroth, Thurasdorf, Geßmannszell, Auenzell; die Weiler Frath, Spitzhaus, Zieglhaus, Neuroth; die Einöden Wastlhof, Vogelsang, Neumühle, Altenhof, Neuhaus, Staudenhaus, Fahrnhaus, Grasleiten, Grabmühl und Kälberhof. Im Frather Gebiet steigen die Erhebungen bis über 600 Meter an. Das zweitgrößte Dorf der Gemeinde, Aufroth, im äußersten Süden gelegen, erstreckt sich noch am Rande der großen Ebene. Das Gemeindedorf Saulburg selbst liegt in 430 Meter Höhe.
 

Die Geschichte der Gemeinde wird von der Saulburg geprägt

    Eng mit der Geschichte der Gemeinde Saulburg ist die Geschichte des Schlosses verbunden. Es liegt malerisch auf einem Bergvorsprung, der nach Osten steil abfällt. Auf der Westseite der Burg befand sich früher ein Halsgraben, über den eine Zugbrücke führte. Auf einem Stich von Wenig ist der Graben mit der Brücke noch gut zu sehen (1726). Auf der Nord-, Ost- und Südseite war die Burg von einem Zwinger umgeben, dessen Anlage noch gut erkennbar ist.

    Der älteste Name der Burg ist Suleberch und stammt von dem Berg, auf dem sie erbaut ist. Die ersten Besitzer der Burg, soweit sie durch Urkunden nachzuweisen sind, sind die Suleberger. Es ist naheliegend, anzunehmen, daß die Suleberch Ministerialen der Grafen von Bogen waren. Die erste Urkunde, in der die Suleberch genannt werden, datiert vom 5. Mai 1237. Ihre Linie ist in Saulburg hundert Jahre zu verfolgen. Dann wurden die Herzöge von Bayern die Herren der Burg, die nun 150 Jahre in deren Besitz war. Weitere Besitzer der Hofmark Saulburg waren die Westendorfer, die Oettlinger, das Hochstift Regensburg während der Gantzeit. Am 3. März 1838 kam das Schloß durch Kauf erstmals in bürgerliche Hände. Der Käufer war Josef Widmann, Müller in Aufroth und Pächter des Brauhauses zu Saulburg.

    Im Laufe der Jahrhunderte gingen viele Stürme über die Burg hinweg. Gute und weniger gute. Herren wechselten einander ab. Der Zehent drückte die Hintersassen oft hart, die mit schwerer Arbeit ihr Brot dem kargen Boden abringen mußten. Zeitweise werden 17 Zehentorte genannt. Trotzdem aber steht fest, daß die Geschichte der Saulburg die heutige Gemeinde Saulburg, speziell ihre Ortschaften Anger und Saulburg, weitgehend mitgeformt hat.
 

Straßenbau erfordert hohe Investitionen

    Mit der Staatsstraße 2148 führt eine Verkehrsader von überregionaler Bedeutung durch die Gemeinde. Sie allein reicht aber nicht aus, die weitverzweigten Ortschaften untereinander und mit den Nachbargemeinden zu verbinden. Die Verantwortlichen waren deshalb in den vergangenen Jahren gezwungen, ein besonderes Augenmerk auf den Straßenbau zu legen. Die erste bedeutende Maßnahme auf diesem Gebiet im Saulburger Bereich war 1958 der Wegebau Aufroth - Neuroth mit einer Länge von fast zwei Kilometern. Dafür mußten 200 000.- DM aufgebracht werden. Ihr folgte im Jahre 1960 die Teerung der Ortsstraße in Aufroth. Mit dem Ausbau der Hauptstraße war der Bau einer massiven Brücke über den Perlbach verbunden. Die im Gegensatz zum Gemeindeort Saulburg etwas abgelegene Ortschaft Aufroth hatte mit dem Straßenbau und dem Ausbau. der Ortsdurchfahrt endlich den lange gewünschten Anschluß an ein befriedigendes Verkehrsnetz gefunden. Die Kosten für die Ortsdurchfahrt und die Brücke lagen bei 50000.- DM. Die Gemeinde hatte damit den besten Beweis erbracht, daß ihr nicht nur die Probleme des Verwaltungssitzes Saulburg am Herzen liegen.

    In den Jahren 1964/65 war der Bau der Gemeindeverbindungsstraße Neuroth - Geßmannszell - Thurasdorf an der Reihe. Auch diese Straßenbaumaßnahme für die mehr als 700000.- DM auf den Tisch gelegt werden mußten, war eine zwingende Notwendigkeit. Die Ausbaustrecke hatte eine Länge von rund dreieinhalb Kilometern. Zur gleichen Zeit, im Jahre 1964, konnte auch die Ortsstraßenteerung in Saulburg durchgeführt werden. Die Ausstattung des Ortes mit gepflegten Straßen kostete weitere 58OOO.- DM. Am Ausbau der heutigen Kreisstraße BOG 19 war die Gemeinde Saulburg ebenfalls beteiligt. Ein Teil dieser Straße wurde in den Jahren 1965/66 in Richtung Obermiethnach im Landkreis Regensburg auf einer Länge von 960 Metern mit einem Kostenaufwand. von 216 OOO.- DM ausgebaut. Ein weiterer Teil dieser Straße war in den Jahren 1966/67 von Geßmannszell zur Gemeindegrenze Falkenfels an der Reihe. Dieses Stück hatte eine Länge von 1,4 Kilometer und kostete eine runde halbe Million.

    Derzeit ist ein besonders hohe Kosten verursachendes 2,704 Kilometer langes Teilstück der BOG 19 von der Staatsstraße 2148 bis Neuhaus mit Ortsdurchfahrt (oberer Teil) Saulburg und Anschlußstück Spitzhaus - Auenzell im Ausbau. Bedingt durch das bergige Gelände, durch das die Straße führt, sind Schüttungen bis zu einer Höhe von fast 15 Meter erforderlich. Die Schwierigkeiten, die bei diesem Straßenbau zu überwinden sind, treiben die Kosten auf eine Höhe von zwei Millionen Mark. Eine mit diesem Straßenbau verbundene teilweise Verrohrung des sog. Holzbaches verursacht allein Kosten in Höhe von 30000.- DM. Der Ausbau der BOG 19 konnte trotz der hohen Kosten nicht mehr weiter hinausgeschoben werden, denn diese Querverbindung befand sich in einem derart schlechten Zustand, daß fast das Prädikat Feldweg angebracht war; keinesfalls entsprach sie den Anforderungen einer Kreisstraße. Nach ihrer Fertigstellung wird jedoch das Straßennetz der Gemeinde Saulburg nicht nur weiter vervollkommnet sein, sondern in diesem Teilbereich auch ein straßenbauliches Meisterstück aufweisen. Insgesamt hat Saulburg 25 km Gemeindestraßen und 30 km öffentliche Wald- und Feldwege zu unterhalten.

    Im Rahmen der derzeit laufenden Straßenbaumaßnahme werden in Saulburg ein Kanal gebaut und Bürgersteige angelegt. Ortschaft und Gemeinde tun damit einen weiteren großen Schritt in die Zukunft. Die Gemeindekasse wird damit allerdings stark belastet, so daß andere große Vorhaben derzeit nicht geplant werden können. Bürgermeister Franz Ring und sein Gemeinderat sind sich jedoch darüber im klaren, daß jeder Fortschritt von der Gemeinde Opfer verlangt und sie wissen auch, daß jene Gemeinden, die in eigener Initiative große Anstrengungen unternehmen, mit der finanziellen Förderung durch Staat und Landkreis rechnen können. Relativ billig kam die Gemeinde dagegen beim Ausbau der Ortsdurchfahrt in Frath davon, die zusammen mit der Flurbereinigung durchgeführt werden konnte. Sie hatte dazu lediglich einen Zuschuß von 8000.- DM zu leisten.

    Eine großie finanzielle Belastung war für Saulburg mit der Gründung des Schulverbandes Kirchroth, Kößnach, Saulburg verbunden, die einen großzügigen Schulneubau in Kirchroth erforderlich machte. Die Gemeinde hatte sich mit einem Drittel an der von den drei Partnern aufzubringenden Finanzierungssumme zu beteiligen. Dafür ist sie heute Mitbesitzerin der Schule. In der eigenen Saulburger Schule, einem repräsentativen Bau aus dem Jahre 1907, werden derzeit noch zwei Klassen des Schulverbandes unterrichtet. Bis Anfang des vorigen Jahrhunderts mußten die Saulburger Kinder den anderthalbstündigen Weg zur Pfarrschule in Pondorf gehen. 1802 kam der damalige Schloßkaplan einem Wunsche der bayerischen Regierung entgegen und hielt für sieben Jahre ohne ein Schulhaus und ohne einen Pfennig Gehalt in seiner Sacellanwohnung eine freie Schule. Später wurde sie dann in einem von der Gemeinde käuflich erworbenen Försterhaus untergebracht.
 

Bebauungsplan verbindet Anger und Saulburg

    Das Dorf Saulburg besteht aus den Ortsteilen Saulburg und Anger. Saulburg entwickelte sich um die alte Burg. Anger, an der Staatsstraße gelegen, hat seinen Mittelpunkt in der Expositurkirche. Durch die Ausweisung von Bauland und die Aufstellung eines Bebauungsplanes im Jahre 1963 werden die beiden Ortsteile jetzt näher zusammengeführt, denn das Baugebiet liegt, etwas seitlich zwar, zwischen beiden. Das etwa sechs Tagwerk große Gelände ist derzeit etwa zur Hälfte bebaut. Mit der Baulandausweisung mußte die Gemeinde die Verpflichtung der Erschließung übernehmen. Die wesentlichste Voraussetzung war die Anlage eines Kanals, der die Ab- und Oberwasser aufnimmt. Die Wasserversorgung wird von der Wassergemeinschaft Saulburg sichergestellt. Diese Gemeinschaft wurde 1911 aus der Taufe gehoben, denn Saulburg und Anger hatten in früherer Zeit erheblich unter Wassermangel zu leiden. Die wenigen vorhandenen Brunnen konnten oft die Versorgung von Mensch und Vieh nicht sicherstellen. Erst die Fassung von drei Quellen am „Steinberg“ und der Leitungsbau zu den beiden Ortschaften machte der Not endlich ein Ende. In den anderen Gemeindeteilen wird die Wasserversorgung auch heute meistenteils noch durch eigene Brunnen bewerkstelligt.

    Durch die Ausweisung des an einem schönen Südhang gelegenen Baulandes und eine Reihe anderer Einzelwohnhausbauten erhöhte sich die Hausnummernzahl der Gemeinde nach dem Kriege von 146 auf 195. Das kommt einer Ausweitung von Wohnungsausbauten um 20 % gleich. Zwischen den Ortsteilen Saulburg und Anger liegt auch der Friedhof. Er war nach dem Krieg zu klein geworden und mußte deshalb im Jahre 1963 erweitert werden. Gleichzeitig entschloß man sich, auch den längst fälligen Leichenhausbau zu verwirklichen. Es handelte sich um ein Gemeinschaftsprojekt von Gemeinde und Kirchenverwaltung, die sich auch in die Finanzierung teilten.

    Zur Ankurbelung des Fremdenverkehrs wurde auf privater Ebene ein Fremdenverkehrsverein gegründet, der die Möglichkeiten sondiert, zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen. Die Voraussetzungen sind in der ebenso schönen wie ruhigen Landschaft gegeben. Zur Zeit werden jährlich etwa 2000 Übernachtungen registriert.

    Neben ihren vielfältigen Aufgaben hat die Gemeinde auch für zwei Feuerwehren zu sorgen. Die Saulburger Wehr bekam im Jahre 1963 ein neues Feuerlöschgerätehaus. 1965 wurde sie mit einem Tragkraftspritzenfahrzeug ausgerüstet. 1953 wurde eine TS 8 gekauft, die im vergangenen Jahr durch ein neueres Modell ersetzt wurde. Die Aufrother Wehr bekam 1950 eine TS 4 und 1969 eine TS 8.
 

Die Zukunft liegt im Ungewissen

    Lebhaft wird in der Gemeinde Saulburg die bereits angelaufene Gemeindezusammenlegung diskutiert. Der Grundtenor dabei ist, daß für die Vorwaldgemeinde im Zusammenhang mit der Reform kaum Vorteile, dafür aber eine lange Reihe von Nachteilen zu erwarten sein wird. Bürgermeister Ring wandte sich deshalb schon im Juni dieses Jahres in einem neun Seiten langen Schreiben an das Innenministerium. Er vertritt darin vor allem die Ansicht, daß durch die Bildung von Großgemeinden für die Bevölkerung auf dem Lande weder bessere Lebensverhältnisse geschaffen, noch die Landflucht eingedämmt wird. Ring ist im Gegenteil davon überzeugt, daß die kleinen Gemeinden künftig noch mehr ins Hintertreffen geraten werden als bisher. Als weiteres Argument gegen die Bildung von Großgemeinden führt Bürgermeister Ring die zu erwartenden langen Wege von den einzelnen Gemeindeteilen zum Verwaltungssitz an. In Saulburg werde man mit diesem Negativum bereits heute en miniature konfrontiert, denn von entlegensten Gemeindeteilen zum Verwaltungssitz haben die Bürger jetzt schon fünf Kilometer zurückzulegen.

    Obwohl es der einhellige Wunsch der Saulburger ist, daß alles beim bewährten alten bleiben möge, ist man realistisch genug, nicht zu glauben, daß für sie eine Extrawurst gebraten wird. Die Zukunft der Gemeinde ist höchst ungewiß und der Möglichkeiten, wie es Weitergehen könnte, gibt es viele. Das kleinere Ubel aus der Sicht der Saulburger wäre eine Verwaltungsgemeinschaft mit ähnlich strukturierten Nachbargemeinden. Nach vorsichtigen Andeutungen aus dem Innenministerium soll der Bildung von Verwaltungsgemeinschaften vor Gemeindezusammenlegungen nur in besonderen Härtefällen der Vorzug gegeben werden. Der Begriff „Härtefall“ ist jedoch bis jetzt noch nicht klar umrissen und erscheint zumindest derzeit noch höchst relativ. Ob der „Fall Saulburg“ zu den Härtefällen gerechnet werden wird, wird wahrscheinlich noch nicht so bald geklärt werden. Eine andere, für die Saulburger schon bedeutend weniger akzeptable, Lösung wäre ein Anschluß an eine im Gespräch befindliche Großgemeinde Kirchroth, mit der durch den gemeinsamen Schulverband be-reits gewisse Bindungen bestehen. Die „Großgemeinde Kirchroth“ scheint jedoch bei objetkiver Betrachtung nur ein Wunschtraum bleiben zu müssen, dessen Realisierung an dem von den Reformern gesetzten Einwohnerlimit von 5000 scheitert. Die dritte, für die Saulburger am wenigsten akzeptable, aber nichtsdestoweniger wahrscheinlichste Möglichkeit besteht im Anschluß an eine Großgemeinde Parkstetten, wenn die Version zum Tragen kommt, daß es zwischen Wörth und Bogen künftig nur noch eine Gemeinde geben soll. Und in diesem Falle bietet Parkstetten nicht nur von der Größe her, sondern auch aus einer Reihe von anderen Gründen die besten Voraussetzungen für den Verwaltungssitz. Diese von den Saulburgern am wenigsten gewünschte Entwicklung würde ungünstigstenfalls sogar die Teilung des derzeitigen Gemeindegebietes zur Folge haben. Denn der nördliche Gemeindeteil um Frath tendiert entschieden mehr in den Wald, nach Wiesenfelden, als ins Flachland. Noch aber ist es nicht so weit und den Saulburgern bleibt wenigstens noch die Hoffnung auf ein für sie halbwegs befriedigendes Finale bei der Gemeindereform.

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