Saulburg und seine Geschichte

Von Kreisheimatpfleger Michael Wellenhofer
michael_wellenhofer@hotmail.com
 
I. Teil


Saulburg um die Jahrhundertwende nach einer Photographie von Hartmannsgruber in Bogen.

 

Sulperge - Suleberch- Saulperch - Saulburg

    Die erste urkundliche Nennung von Saulburg finden wir im Traditionskodex des Klosters Windberg, der vor 1150 begonnen wurde und vor 1191 endet: „... Herr Heinrich de Sulperge ...“. Im Ankunftsbuch des Klosters Windberg, dessen letzter Eintrag im Jahre 1255 getätigt wurde, ist wiederum ein Herr Heinrich de Suleberch verzeichnet. Im Jahre 1237 ist ein Mayngot 'von Saulperch genannt. Jahrhundertelang wird Saulburg laut Urkunden Sulperge - Suleberch -Saulperch genannt.

    Alte Ortsnamen sind aussagekräftig!
Nach Schmeller, dem Verfasser des bekannten Bayerischen Wörterbuches, ist „sul“ althochdeutsch und mittelhochdeutsch und bedeutet „Säule“ (Johann Andreas Schmeller, Bayerisches Wörterbuch 2/1, S. 255). Sulperge bzw. Suleberch heißt demnach „Säulenberg“. Der markante Bergvorsprung, der an der Nord-, Ost- und Südseite steil in eine tiefe Schlucht abfällt und auf dem eine Burg errichtet' wurde, war somit sowohl für die Burg als auch für den Ort namengebend (Heutzutage fällt allerdings die Mächtigkeit der abschüssigen Felsformation nicht mehr so ins Auge, da wiederholt Erdaufschüttungen vorgenommen wurden).

    Nach Ludwig Vogl lebt die ursprüngliche Bezeichnung „Säulberg“ im Volksmund noch weiter. Der Name „Säulberg“ veranlasste Josef Schlicht, den Klassiker der bayerischen Volkskunde, zu der Vorstellung, auf dem Burgberg könnte eine altgermanische Säule gestanden und eine Opferstätte gewesen sein (vgl. Schlicht, s. 31).
    Wenig wahrscheinlich dagegen erscheint, wie vereinzelt vermutet, daß sich „sul“ (Sul-perge) vom althochdeutschen „sol“ Kotlache oder von „solen“ bzw. „süln“ sich zur Abkühlung in einer Lache wälzen (Schmeller 2/2, S. 262), herleitet.
 

Die Saulberger

    Vom 12. bis ins 14. Jahrhundert sind die Saulberger urkundlich als Herren von Saulburg bezeugt. In den oben genannten Abhandlungen sind die Saulberger z. T. recht ausführlich dargestellt. Die wichtigsten Angaben daraus mit Ergänzungen, wo nötig, werden im folgenden in chronologischer Reihenfolge wiedergegeben.
    Vor 1191: Herr Heinrich, Bruder Ulrich und Schwester Jutta de Sulperge verkauften das Gut, das sie jenseits des Waldes mit Namen Haselbach hatten, um 12 1/2 Talente an das Kloster Windberg (HVN XXIII, S. 158).
    Vor 1255: Laut Ankunftsbuch (Einkunftsbuch) des Klosters Windberg erwarb das Kloster von Herrn Heinrich de Suleberch u.a. einen Hof in Suleberch um zehn Talente (HVN 23,171)
    5. Mai 1237: Meyngot von Saulperch, Ministeriale des Regensburger Bischofs (ministerialis ecclesie ratisponensis = Ministeriale der Regensburger Kirche), verspricht mit seinen Bürgen, sich künftig friedlich zu verhalten und dem Bischof Wiedergutmachung für seine Übergriff e zu leisten. Diese Quelle bezeugt zum erstenmal, dass die Saulberger bischöflich-Regensburger Ministerialen waren. Ministerialen oder Dienstmannen, ursprünglich unfrei, standen in Diensten eines adeligen, weltlichen oder geistlichen Herrn. Durch den Bau einer Burg erhöhten sie den Schutz des ihnen anvertrauten Verwaltungsgebietes und leisteten vor allem ihrem Herrn Heeresfolge zu Pferd. Für ihre Dienste übertrugen die adeligen und geistlichen Herren den Ministerialen erbliche Lehen. Im Hochmittelalter stiegen die Ministerialen in den Ritterstand auf. Im Spätmittelalter hießen ihre Herrschaftsbezirke Hofmarken, wie z. B. die Hofmark Saulburg. Vornehmste Aufgabe der Ministerialen war es, die Untertanen und deren Besitz zu beschützen. Doch im 13. Jahrhundert leisteten sie sich gewalttätige Übergriffe gegen ihre Schutzbefohlenen und bekämpften sich gegenseitig in Fehden zum Schaden der Untertanen. Auch genannter Meyngot von Saulperch wurde strafbarer Handlungen bezichtigt, u. a. habe er sowohl Leute des Herzogs als auch seines Herrn, des Bischofs, grundlos eingesperrt. Zur Verantwortung gezogen, versprachen er und seine Bürgen im Jahre 1237, die Menschen unbehelligt (liberi) und unbeschadet (quieti) zu lassen und dem Regensburger Bischof sowie dem Augsburger Domkapitel Wiedergutmachung zu leisten.
    Herzog Otto II. ergriff im Jahre 1244 gegen gewalttätige Ministerialen, gegen die sogenannten Raubritter, strenge Maßnahmen. Verboten wurden Überfalle auf Menschen und Güter. Kirchen. und Klöster wurden unter herzoglichen Schutz gestellt. Rücksichtslosen Übeltätern wurde die Zerstörung ihrer Burgen angedroht.
    11. Juli 1247: Goetfridus de Sulberch ist einer der Zeugen, als sich das Kloster Prüfening die Pfarrei Sinzing einverleibte.
    8. September 1262: Heinricus Saulberger ist Zeuge bei einer Verzichtserklärung zugunsten des Klosters Priifening.
    7. Mai 1268: Alhard de Saulberch wird wie 30 Jahre vorher Meyngot von Saulperch beschuldigt, als Raubritter und Wegelagerer Straßen unsicher zu machen, Leute des Herzogs und des Bischofs auszurauben und Untertanen einzusperren. Im Vergleich vom 7. Mai 1268 musste sich Alhard verpflichten, die Muntleute (Schutzbefohlenen) des Regensburger Bischofs freizulassen sowie die verursachten Schäden durch die Zahlung von 200 Pfund Regensburger Pfennig wieder gutzumachen gemäß dem Schiedsspruch des Ritters Otto von Straubing, des Viztums von Herzog Heinrich XIII. Für die Geldschuld bürgten 20 Männer, jeder mit zehn Pfund, sechs Jahre lang. In diesem Schiedsspruch des Ritters Otto von Straubing werden Rutland und Meyngot als Onkeln des Alhard von Saulberch bezeichnet. Wenn sie als Bürgen des Schiedsspruches ausscheiden, muss Alhard dem Herzog und dem Bischof den Turm der Saulburg überlassen, bis die volle Bürgschaft wieder gegeben ist (Der Turm oder Bergfried war der sicherste Teil einer Burg).
    24. April 1269: Die Brüder Heinricus und Mingotus de Saulberch bezeugen den Schiedsspruch des Bischofs Leo des Thundorfers von Regensburg zwischen Graf Wernhard von Leonsberg und dem Richter von Teisbach betreffs neun Huben in Gumaring (Bischof Leo der Thundorfer ließ den gotischen Dom in Regensburg erbauen).
    3. Februar 1271: Rutland de Saulberch ist Salmann (Treuhänder) bei der Übergabe eines Weinberges an die St. Peterskirche in Regens- Burg.
    7. Februar 1272: Alhard und Albert werden als Ministerialen des Bischofs von Regensburg angeführt.
    13. Mai 1274: Alhardus de Saulberch soll in dem Vergleich zwischen Herzog Heinrich XIII. und Herzog Ludwig II. durch die Zahlung von 200 Pfund Regensburger Pfennig aus dem Gefängnis entlassen werden.
    4. Mai 1275: Alhard 1. von Saulberg ist Zeuge, als Graf Wernhard von Leonsberg Heinkofen an das Kloster Seligenthal verkauft.
    24. April 1291: Rudlin von Saulberch hat sieben herzogliche Vogteihuben in Alburg. Diese leisten sieben Schaff Korn und zwei Pfund Regensburger Pfennig Steuer, die Halmstrauff heißt, für 28 Pfund Regensburger Pfennig, die er dem Herzog geliehen hatte.
    1306: Rudland von Saulberg ist Hofmeister des Herzogs.
    13. Juni 1313: Rudland von Saulberg tritt als Vermittler zwischen den Deutschordensherren von St. Ägidien zu Regensburg und Perchthold dem Huenl auf.
    13. Juli 1313: Rudlin (Rudland/Rutland) von Saulberch gibt sein Gut bei Kay Bruder Gottfried und Schwester Leukard.
    1318: Im Jahre 1280 entstand ein zweites Herzogsurbar. Es ist ein Grundbuch, in dem die Einkünfte aus den Eigengütern und Vogteigütern des Herzogs und die Verpfändungen des Herzogs verzeichnet sind. Im Anhang 11 (S. 432 ff.) heißt es von Rutland Saulberger: 50 Pfund Pfennig Schulden des Herzogs als Ausstattung, davon zehn Pfund Regensburger Pfennig bezahlt. Weitere 50 Pfund Regensburger Pfennig Schulden, dann 40 Pfund Regensburger Pfennig für ein zum Zug nach Bologna geliehenes Pferd.
    1324: Albrecht Saulberger, Sohn Rutlands, war Richter in Straubing. Von Hirschling erhielt er jährlich fünf Schilling zehn Pfennig und zehn Schaff Weizen.

    Am 1. September 1332 verkaufte Alhart II. die vom Vater ererbte Saulburg an Herzog Heinrich XIV. von Niederbayern und erwarb von diesem Geltolfing. 1356 übergab Alhart II. der Saulberger seine Höfe in Geltolfing an das Kloster Seligenthal bei Landshut, damit ihm und seiner Frau ein ewiger Jahrtag gehalten werde. Das Kloster Seligenthal wurde auch Begräbnisstätte der Saulberger. Alhart II. vermachte seiner Schwester Kunigunde, Klosterfrau (später Priorin) im Dominikanerinnenkloster Heiligen Kreuz in Regensburg, jährlich ein Pfund und seiner Tochter Elisabeth, Klosterfrau in Seligenthal, drei Pfund Regensburger Pfennig.

    1316: Agnes, Alharts Tochter, heiratete 1316 Stephan von Sattelbogen. Als Heiratsgut erhielt sie die Burg Geltolfing, zwei Höfe, die zur Burg gehörten, weiter das Dorfgericht, die Taferne und das Holz zu Schwimmbach. Für die Mitgift übergab der Sattelbogner dem Saulberger als Entschädigung 200 Pfund Regensburger Pfennig.

    Am 29. Dezember 1353 starb Alhart II.. Damit erlosch das Geschlecht der Saulberger.
 

150 Jahre Herzöge von Bayern Herren auf Saulburg

    Von 1332 bis 1482 waren die Herzöge von Bayern Herren auf Saulburg.
    1332 - 1339: Herzog Heinrich XIV.
    1339 - 1340: Mit Herzog Johann I. erlosch die niederbayerische Linie.
    1340 - 1347: Wiedervereinigung Ober- und Niederbayerns unter Kaiser Ludwig IV.

    1349/51: Zweite Teilung Bayerns. Das Straubinger Ländchen und die Niederlande erhielten die Herzöge Wilhelm I. (1347 - 1358) und Albrecht I. (1347 - 1404), die gemeinsam regierten.
    1347 - 1404: Nach Hund (Stammenbuch 1, S.339) hatte Ritter Werner, von Staudach die Saulburg ab dem Jahre 1360 für kurze Zeit pfandweise inne. Im Jahre 1364 wurde sie von Herzog Albrecht 1. „dem edlen und vesten Mann Heinrich dem Leiblfinger um seiner Verdienste willen“ verschrieben. Heinrich der Leiblfinger hatte das herzogliche Hoffräulein Barbara von Degenberg geheiratet und Saulburg als Pfand für die fürstliche Brautsteuer erhalten.
    1369: ist Eberhard Nußberger „Pfleger zu Saulberch“ (Hund 1, S. 281).

    1404 - 1417: Wilhelm II.
    1412: ist Hans Ramsberger von Altransberg auf der Saulburg. Dieser errichtete außerhalb der Zugbrücke die Ägidiuskapelle (abgebrochen im Jahre 1754). Er stiftete eine ewige Burgmesse und die Einkünfte für einen Geistlichen dazu.

    1417 - 1425: Herzog Johann III. verkaufte Hans dem Ramsberger das Gericht Leonsberg (das sich bis Leiblfing, Metting und Feldkirchen erstreckte) um 2.000 ungarische Dukaten, 1.100 Kölner Gulden und 200 Pfund Regensburger Pfennig. Ramsberger übersiedelte dorthin.
    1429: wurde das Straubinger Ländchen auf die drei Teilherzogtümer Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut und Bayern-München aufgeteilt.

    1429 - 1438: Saulburg kam an die Münchner Herzöge Ernst (1397 - 1438) und Wilhelm (1397 - 1435). In Saulburg soll sich Albrecht III. mit seiner heimlich angetrauten Gemahlin Agnes gelegentlich aufgehalten haben. Josef Schlicht berichtet, es werde erzählt, Herzog Ernst habe am 12. Oktober 1435 vom Eckzimmer des Saulburger Schlosses aus zugesehen, als Viztum Nothaft von Wernberg die unglückliche Bernauerin von der Donaubrücke hinabstürzen und ertränken ließ.

    1438 - 1460: Albrecht III.
    1465 - 1482: Albrecht IV. verkaufte die saulburgische Hofmark an Hans Westendorfer, herzoglichen Rat und Mautner zu Straubing. Ausgenommen waren die beiden Wörte und Anschütten (Stellen, um Getreide auf Schiffe zu verladen), die dem Kastenamt Straubing angegliedert wurden.
 


Saulburg (Sammlung: Erwin Böm).


 
Teil 2