Saulburg und seine Geschichte
Saulburg um die Jahrhundertwende nach einer
Photographie von Hartmannsgruber in Bogen.
Sulperge - Suleberch- Saulperch - Saulburg
Die erste urkundliche Nennung von Saulburg
finden wir im Traditionskodex des Klosters
Windberg, der vor 1150 begonnen wurde und vor
1191 endet: ... Herr Heinrich de Sulperge ....
Im Ankunftsbuch des Klosters Windberg, dessen
letzter Eintrag im Jahre 1255 getätigt wurde, ist
wiederum ein Herr Heinrich de Suleberch verzeichnet.
Im Jahre 1237 ist ein Mayngot 'von
Saulperch genannt. Jahrhundertelang wird
Saulburg laut Urkunden Sulperge - Suleberch -Saulperch
genannt.
Alte Ortsnamen sind aussagekräftig!
Nach Schmeller, dem Verfasser des bekannten
Bayerischen Wörterbuches, ist sul althochdeutsch
und mittelhochdeutsch und bedeutet
Säule (Johann Andreas Schmeller, Bayerisches
Wörterbuch 2/1, S. 255). Sulperge bzw.
Suleberch heißt demnach Säulenberg. Der
markante Bergvorsprung, der an der Nord-, Ost- und
Südseite steil in eine tiefe Schlucht abfällt
und auf dem eine Burg errichtet' wurde, war
somit sowohl für die Burg als auch für den Ort
namengebend (Heutzutage fällt allerdings die
Mächtigkeit der abschüssigen Felsformation
nicht mehr so ins Auge, da wiederholt Erdaufschüttungen
vorgenommen wurden).
Nach Ludwig Vogl lebt die ursprüngliche Bezeichnung
Säulberg im Volksmund noch weiter.
Der Name Säulberg veranlasste Josef
Schlicht, den Klassiker der bayerischen Volkskunde,
zu der Vorstellung, auf dem Burgberg
könnte eine altgermanische Säule gestanden
und eine Opferstätte gewesen sein (vgl. Schlicht,
s. 31).
Wenig wahrscheinlich dagegen erscheint, wie
vereinzelt vermutet, daß sich sul (Sul-perge)
vom althochdeutschen sol Kotlache oder von
solen bzw. süln sich zur Abkühlung in einer
Lache wälzen (Schmeller 2/2, S. 262), herleitet.
Die Saulberger
Vom 12. bis ins 14. Jahrhundert sind die
Saulberger urkundlich als Herren von Saulburg
bezeugt. In den oben genannten Abhandlungen
sind die Saulberger z. T. recht ausführlich dargestellt.
Die wichtigsten Angaben daraus mit
Ergänzungen, wo nötig, werden im folgenden in
chronologischer Reihenfolge wiedergegeben.
Vor 1191: Herr Heinrich, Bruder Ulrich und
Schwester Jutta de Sulperge verkauften das
Gut, das sie jenseits des Waldes mit Namen
Haselbach hatten, um 12 1/2 Talente an das
Kloster Windberg (HVN XXIII, S. 158).
Vor 1255: Laut Ankunftsbuch (Einkunftsbuch)
des Klosters Windberg erwarb das Kloster
von Herrn Heinrich de Suleberch u.a. einen Hof
in Suleberch um zehn Talente (HVN 23,171)
5. Mai 1237: Meyngot von Saulperch, Ministeriale
des Regensburger Bischofs (ministerialis
ecclesie ratisponensis = Ministeriale der Regensburger
Kirche), verspricht mit seinen Bürgen,
sich künftig friedlich zu verhalten und dem
Bischof Wiedergutmachung für seine Übergriff e
zu leisten. Diese Quelle bezeugt zum erstenmal,
dass die Saulberger bischöflich-Regensburger
Ministerialen waren. Ministerialen oder Dienstmannen,
ursprünglich unfrei, standen in Diensten
eines adeligen, weltlichen oder geistlichen
Herrn. Durch den Bau einer Burg erhöhten sie
den Schutz des ihnen anvertrauten Verwaltungsgebietes
und leisteten vor allem ihrem
Herrn Heeresfolge zu Pferd. Für ihre Dienste
übertrugen die adeligen und geistlichen Herren
den Ministerialen erbliche Lehen. Im Hochmittelalter
stiegen die Ministerialen in den Ritterstand
auf. Im Spätmittelalter hießen ihre Herrschaftsbezirke
Hofmarken, wie z. B. die Hofmark
Saulburg. Vornehmste Aufgabe der Ministerialen
war es, die Untertanen und deren Besitz
zu beschützen. Doch im 13. Jahrhundert
leisteten sie sich gewalttätige Übergriffe gegen
ihre Schutzbefohlenen und bekämpften sich gegenseitig
in Fehden zum Schaden der Untertanen.
Auch genannter Meyngot von Saulperch
wurde strafbarer Handlungen bezichtigt, u. a.
habe er sowohl Leute des Herzogs als auch
seines Herrn, des Bischofs, grundlos eingesperrt.
Zur Verantwortung gezogen, versprachen er und
seine Bürgen im Jahre 1237, die Menschen unbehelligt
(liberi) und unbeschadet (quieti) zu lassen
und dem Regensburger Bischof sowie dem
Augsburger Domkapitel Wiedergutmachung zu
leisten.
Herzog Otto II. ergriff im Jahre 1244 gegen
gewalttätige Ministerialen, gegen die sogenannten
Raubritter, strenge Maßnahmen. Verboten
wurden Überfalle auf Menschen und Güter. Kirchen.
und Klöster wurden unter herzoglichen
Schutz gestellt. Rücksichtslosen Übeltätern
wurde die Zerstörung ihrer Burgen angedroht.
11. Juli 1247: Goetfridus de Sulberch ist einer
der Zeugen, als sich das Kloster Prüfening die
Pfarrei Sinzing einverleibte.
8. September 1262: Heinricus Saulberger ist
Zeuge bei einer Verzichtserklärung zugunsten
des Klosters Priifening.
7. Mai 1268: Alhard de Saulberch wird wie 30
Jahre vorher Meyngot von Saulperch beschuldigt,
als Raubritter und Wegelagerer Straßen
unsicher zu machen, Leute des Herzogs und des
Bischofs auszurauben und Untertanen einzusperren.
Im Vergleich vom 7. Mai 1268 musste
sich Alhard verpflichten, die Muntleute
(Schutzbefohlenen) des Regensburger Bischofs
freizulassen sowie die verursachten Schäden
durch die Zahlung von 200 Pfund Regensburger
Pfennig wieder gutzumachen gemäß dem
Schiedsspruch des Ritters Otto von Straubing,
des Viztums von Herzog Heinrich XIII. Für die
Geldschuld bürgten 20 Männer, jeder mit zehn
Pfund, sechs Jahre lang. In diesem Schiedsspruch
des Ritters Otto von Straubing werden
Rutland und Meyngot als Onkeln des Alhard von
Saulberch bezeichnet. Wenn sie als Bürgen des
Schiedsspruches ausscheiden, muss Alhard dem
Herzog und dem Bischof den Turm der Saulburg
überlassen, bis die volle Bürgschaft wieder gegeben
ist (Der Turm oder Bergfried war der sicherste
Teil einer Burg).
24. April 1269: Die Brüder Heinricus und
Mingotus de Saulberch bezeugen den Schiedsspruch
des Bischofs Leo des Thundorfers von
Regensburg zwischen Graf Wernhard von Leonsberg
und dem Richter von Teisbach betreffs
neun Huben in Gumaring (Bischof Leo der
Thundorfer ließ den gotischen Dom in Regensburg
erbauen).
3. Februar 1271: Rutland de Saulberch ist
Salmann (Treuhänder) bei der Übergabe eines
Weinberges an die St. Peterskirche in Regens-
Burg.
7. Februar 1272: Alhard und Albert werden als
Ministerialen des Bischofs von Regensburg angeführt.
13. Mai 1274: Alhardus de Saulberch soll in
dem Vergleich zwischen Herzog Heinrich XIII.
und Herzog Ludwig II. durch die Zahlung von
200 Pfund Regensburger Pfennig aus dem Gefängnis
entlassen werden.
4. Mai 1275: Alhard 1. von Saulberg ist Zeuge,
als Graf Wernhard von Leonsberg Heinkofen an
das Kloster Seligenthal verkauft.
24. April 1291: Rudlin von Saulberch hat
sieben herzogliche Vogteihuben in Alburg. Diese
leisten sieben Schaff Korn und zwei Pfund Regensburger
Pfennig Steuer, die Halmstrauff
heißt, für 28 Pfund Regensburger Pfennig, die er
dem Herzog geliehen hatte.
1306: Rudland von Saulberg ist Hofmeister
des Herzogs.
13. Juni 1313: Rudland von Saulberg tritt als
Vermittler zwischen den Deutschordensherren
von St. Ägidien zu Regensburg und Perchthold
dem Huenl auf.
13. Juli 1313: Rudlin (Rudland/Rutland) von
Saulberch gibt sein Gut bei Kay Bruder Gottfried
und Schwester Leukard.
1318: Im Jahre 1280 entstand ein zweites Herzogsurbar.
Es ist ein Grundbuch, in dem die
Einkünfte aus den Eigengütern und Vogteigütern
des Herzogs und die Verpfändungen des
Herzogs verzeichnet sind. Im Anhang 11 (S. 432
ff.) heißt es von Rutland Saulberger: 50 Pfund
Pfennig Schulden des Herzogs als Ausstattung,
davon zehn Pfund Regensburger Pfennig bezahlt.
Weitere 50 Pfund Regensburger Pfennig
Schulden, dann 40 Pfund Regensburger Pfennig
für ein zum Zug nach Bologna geliehenes Pferd.
1324: Albrecht Saulberger, Sohn Rutlands,
war Richter in Straubing. Von Hirschling erhielt
er jährlich fünf Schilling zehn Pfennig und zehn
Schaff Weizen.
Am 1. September 1332 verkaufte Alhart II. die
vom Vater ererbte Saulburg an Herzog Heinrich
XIV. von Niederbayern und erwarb von diesem
Geltolfing. 1356 übergab Alhart II. der Saulberger
seine Höfe in Geltolfing an das Kloster
Seligenthal bei Landshut, damit ihm und seiner
Frau ein ewiger Jahrtag gehalten werde. Das
Kloster Seligenthal wurde auch Begräbnisstätte
der Saulberger. Alhart II. vermachte seiner
Schwester Kunigunde, Klosterfrau (später Priorin)
im Dominikanerinnenkloster Heiligen
Kreuz in Regensburg, jährlich ein Pfund und
seiner Tochter Elisabeth, Klosterfrau in Seligenthal,
drei Pfund Regensburger Pfennig.
1316: Agnes, Alharts Tochter, heiratete 1316
Stephan von Sattelbogen. Als Heiratsgut erhielt
sie die Burg Geltolfing, zwei Höfe, die zur Burg
gehörten, weiter das Dorfgericht, die Taferne
und das Holz zu Schwimmbach. Für die Mitgift
übergab der Sattelbogner dem Saulberger als
Entschädigung 200 Pfund Regensburger Pfennig.
Am 29. Dezember 1353 starb Alhart II.. Damit
erlosch das Geschlecht der Saulberger.
150 Jahre Herzöge von Bayern Herren auf Saulburg
Von 1332 bis 1482 waren die Herzöge von
Bayern Herren auf Saulburg.
1332 - 1339: Herzog Heinrich XIV.
1339 - 1340: Mit Herzog Johann I. erlosch die
niederbayerische Linie.
1340 - 1347: Wiedervereinigung Ober- und
Niederbayerns unter Kaiser Ludwig IV.
1349/51: Zweite Teilung Bayerns. Das Straubinger
Ländchen und die Niederlande erhielten
die Herzöge Wilhelm I. (1347 - 1358) und Albrecht
I. (1347 - 1404), die gemeinsam regierten.
1347 - 1404: Nach Hund (Stammenbuch 1,
S.339) hatte Ritter Werner, von Staudach die
Saulburg ab dem Jahre 1360 für kurze Zeit
pfandweise inne. Im Jahre 1364 wurde sie von
Herzog Albrecht 1. dem edlen und vesten Mann
Heinrich dem Leiblfinger um seiner Verdienste
willen verschrieben. Heinrich der Leiblfinger
hatte das herzogliche Hoffräulein Barbara von
Degenberg geheiratet und Saulburg als Pfand
für die fürstliche Brautsteuer erhalten.
1369: ist Eberhard Nußberger Pfleger zu
Saulberch (Hund 1, S. 281).
1404 - 1417: Wilhelm II.
1412: ist Hans Ramsberger von Altransberg
auf der Saulburg. Dieser errichtete außerhalb
der Zugbrücke die Ägidiuskapelle (abgebrochen
im Jahre 1754). Er stiftete eine ewige Burgmesse
und die Einkünfte für einen Geistlichen dazu.
1417 - 1425: Herzog Johann III. verkaufte
Hans dem Ramsberger das Gericht Leonsberg
(das sich bis Leiblfing, Metting und Feldkirchen
erstreckte) um 2.000 ungarische Dukaten, 1.100
Kölner Gulden und 200 Pfund Regensburger
Pfennig. Ramsberger übersiedelte dorthin.
1429: wurde das Straubinger Ländchen auf
die drei Teilherzogtümer Bayern-Ingolstadt,
Bayern-Landshut und Bayern-München aufgeteilt.
1429 - 1438: Saulburg kam an die Münchner
Herzöge Ernst (1397 - 1438) und Wilhelm (1397 - 1435).
In Saulburg soll sich Albrecht III. mit
seiner heimlich angetrauten Gemahlin Agnes
gelegentlich aufgehalten haben. Josef Schlicht
berichtet, es werde erzählt, Herzog Ernst habe
am 12. Oktober 1435 vom Eckzimmer des Saulburger
Schlosses aus zugesehen, als Viztum Nothaft
von Wernberg die unglückliche Bernauerin
von der Donaubrücke hinabstürzen und ertränken
ließ.
1438 - 1460: Albrecht III.
1465 - 1482: Albrecht IV. verkaufte die saulburgische
Hofmark an Hans Westendorfer, herzoglichen
Rat und Mautner zu Straubing. Ausgenommen
waren die beiden Wörte und Anschütten
(Stellen, um Getreide auf Schiffe zu
verladen), die dem Kastenamt Straubing angegliedert
wurden.
Saulburg (Sammlung: Erwin Böm).
Teil 2