Saulburg und seine Geschichte

Von Kreisheimatpfleger Michael Wellenhofer
michael_wellenhofer@hotmail.com
 
IV. Teil


Schloß Saulburg (Sammlung: Erwin Böm)

 

Inventar des Schlosses Saulburg vom Jahre 1590

    Als im Jahre 1589 Jörg Ettlinger starb und mit ihm das Geschlecht der Ettlinger im Mannesstamm erlosch, war eine Erbauseinandersetzung zwischen der Witwe Sibilla Ettlinger und Vetter Andre Ettlinger Anlaß, daß von der Regierung in Straubing eine genaue Inventur des Schlosses Saulburg veranlaßt wurde. Die im Staatsarchiv Landshut verwahrten Dokumente geben einen interessanten, volkskundlich reichen Einblick über Umfang und Ausstattung des Saulburger Schlosses vor 400 Jahren (Der Originaltext wurde weitgehend unserer jetzigen Ausdrucksweise angeglichen).

„Inventarium

    Inventar aller liegenden und fahrenden Stücke und Güter, Barschaften, Schulden und Gegenschulden des Georg Ettlinger zu Saulburg, selig. Auf Befehl der fürstlichen Regierung zu Straubing waren anwesend Hans Preu und Dr. Ottmar Waybel, beide fürstliche Räte und verordnete Kommissarii, dann Andre Ettlinger zum Haimhoff als instituierter Erbe, Wilhelm von Münichau auf Laberweinting und Thomas Schötz, fürstliche Regimentsprokuratoren als Beiständer des Andre Ettlinger. Für die Witwe („Wittib“) Sibilla Ettlinger erschienen Hanns Ulrich von Gleissenthal auf Gutmanning, Georg Wahlrabens zu Hauzendorf und Hans Joachim Poysl zu Loifling. Geschehen und aufgezeichnet am 20., 21. und 22. August 1590.
    Liegende Stücke und Güter: Das Schloß und die Hofmark Saulburg mit aller Ein- und Zugehörung, wie das vorliegende Sal- und Stiftsbuch zu verstehen gibt. Andre Ettlinger brachte vor, daß mehr Stücke und Güter zur Hofmark gehörten, die aber nach dem Tod seines Vetters weggekommen seien. Daher lege er Protest ein.
 

Grundriß des Schlosses Saulburg vom Jahre 1929
(Kunstdenkmäler, Bez.Amt Bogen, S. 354).

Im Jahre 1590 verfügte das Schloß Saulburg über folgende Räumlichkeiten und Außenanlagen:
Erster Stock:
An erster Stelle werden die Harnischkammer mit der Mannsrüstung genannt, dann die obere neue Stube und eine Stubenkammer daran. Im ersten Stock befanden sich außerdem die Türnitz Stuben (Speisesaal) mit einer anschließenden Kammer, eine Gastkammer und ein Flöß. Es sind noch ein oberer Boden und ein weiterer Boden genannt, die wohl im Dachgeschoß lagen.
Erdgeschoß:
Hier waren die untere Stube (Wohnzimmer des Hofmarksherrn Ettlinger) mit einer anschließenden Kammer, die Küche, dann die Kirche mit einer Fletz davor und einem Gewölbe daneben. Im Erdgeschoß lagen die Dirnenkammer, die Gesindestuben, eine Botenkammer, ein Badanlegstübl und ein Käsgewölbe.
 

Silbergeschirr: Sechs verschiedene Becher („Schiedbecher“) mit vergoldeten Reifen; darunter fünf mit dem Westendorfischen Wappen. Neun silberne Löffel mit dem Ettlinger Wappen. Das übrige Silbergeschirr, sagt die Frau, sei zu Straubing an folgenden Orten: Als Pfand sind Stücke für 300 Gulden (Wert) versetzt, die Gastwirt Stefan Perger benennen kann. Was für Stücke es sind, wisse sie nicht. Bei Leonhard Jungmair, Schneider zu Straubing, ist etliches Silbergeschirr, das ihrem Junker und ihr gehöre. Sie habe einen Zettel gehabt, den sie aber nicht finden könne. Das Silbergeschirr ist um etwa 90 Gulden versetzt. Drei Ketten, Eigentum des Ettlinger, selig, sind bei Haibecken, Fischer zu Straubing, um 100 Gulden versetzt. Drei Ringe: ein Rubin, ein Türkis und ein Erinnerungs- oder Erbring („Denkring“). Ein Siegelring („Petschaftsring“). Vier oder fünf Ketten, die sich bei Hans Labermair zu Straubing befinden, sind um 50 Gulden versetzt, darunter sind zwei, die ihrer Schwester, der Dorferin, gehören sollen.
An Barschaft: nichts („nihil“).
Kleidung des Ettlinger, selig: Schwarzer Nachtpelz mit Kitzfutter, ein Paar barchente Socken mit Fuchsfutter ausgefüttert, elf Paar deutsche Hosen mit allerlei Zeug aufgezogen, drei Paar Seidenstrümpfe, acht Wams von. allerlei Zeug, ein weiß gestricktes Hemd, ein roter Brustfleck, ein schwarzes samtenes Barrett, ein paar Handschuhe, rauh gefüttert, ein brauner nägelfarbener Damastrock („Damaschenrock“) mit Pelzfutter („Kehlmätter“) gefüttert und mit Samt verbrämt, ein schwarzer Damastrock mit Samt verbrämt, ein nagelbrauner Seidenrock („Schamlottenrock“) mit Samt verbrämt, ein schwarzer doppelt getäfelter „daffelen“) Rock, mit Seide gesteppt, ein schwarzer Wollmantel („Wuller Mantel“) mit Samt verbrämt, ein grauer („graber“) Mantel mit Samt verbrämt, eine schwarze wollene Mütze mit Samt verbrämt, ein schwarzer Leinenkittel mit, Samt verbrämt, eine schwarze wollene Mütze mit Seide gesteppt, eine schwarze wollene Mütze mit Samt verbrämt, ein schwarzer Wallrock mit Fuchsfutter und Samt verbrämt.
    Mannsrüstung in der Harnischkammer: Sieben ganze Schürzen („Schürzer“) mit ihrer Zugehörung, ein weißer Rücken („Ruck“) mit Brustharnisch oder Brustpanzer („Krebs“) samt zwei Pickelhauben (ursprünglich: Beckenhaube, visierloser Helm, „Pecklhauben“), neun schwarze Rüstungen mit ihrer Zugehörung, drei Jägerhörner, fünfzehn Stacheln („Stöchl“) und drei selbstzündende Büchsen („Seelgschoß“), acht Paar Panzerärmel, zwei Schweinsschwerter, vier Streithämmer, ein alter Spieß, eine schwarze Pickelhaube mit weißen Reifen, sechs alte Köcher, darinnen die Bolzen („Pölz“), ein Schlittenkummet, ein schönes Hirschgeweih („Hirschkhiirn“). Die Frau gibt vor, dasselbe mit ihrem Geld erkauft zu haben, weshalb es ihr gehören soll. Etliche abgeworfene Hirschstangl, vier Schwerter und ein Säbel, zwei Stachelwinden, zehn eiserne Roßstirnen (,;Roßköpfe“), ein eiserner Stützsattel, zwei alte eiserne Steigbügel („Steigreifen“), altväterisch, zwei eiserne Sparbüchsen, eine hölzerne Sparbüchse, darinnen etliche alte Münzen, sechzehn alte Stangen und Mundstücke (für Pferde), ein hölzerner Bolzladen, zwei lederne Brustriemen („Fürbüg“, um den Sattel nicht zurückweichen zu lassen) und Roßkreith samt ein Paar Stangenzügel, ein Fäßl samtacht großen und kleinen Körben und eine Truhe mit alten Briefen. In einer alten Truhe allerlei altes Leder und Eisenwerk. Etliche Steine an, einem Fischzeug. Ein Schneenetz samt einem alten Ingärn in einem Hühnernetz, zwei Reitschwerter oben und unten mit Silberbeschlag, ein Weidmesser mit Silberbeschlag. Nach Ettlingers Angabe soll noch ein Waidmesser mit Silberbeschlag vorhanden gewesen sein. Die Frau weiß aber über dessen Verbleib keine Erklärung zu geben. In einem alten Kastl sechs Paar alte Handschuhe und etliches altes Eisenwerk. Eine lederne Kopfstirne („Hauptgstirl“), drei schwarze Pickelhauben, ein Paar Feistling samt der Hülse, eine alte Pulverflasche, zwei Haumesser („Duseck“).
    In der oberen neuen Stube: Ein runder und drei viereckige Tische, mit schwarzem Tuch überzogen, die der Frau gehören sollen. Die Bänke sind mit schwarzem, gemeinem Tuch belegt. Vier Hirschgeweihe, ein messinger großer hängender Leuchter mit zwölf Röhren, der der Frau gehören soll, drei Rundstiele, zwei Bänke mit Lehne („Laimpenckh“), ein Sessel mit rotem Leder, ein Eisengitter hinter dem Ofen, grün angestrichen, ein Schubkarren, auf dem das Bettgwand drauf ist, soll der Frau Gut sein, eine schwarze Leinendecke, ein Schenktisch mit schwarzwollenem Tuch überzogen.
    In der Stubenkammer daran: Ein Himmelbett, daran ein kölnische und barchentene Liege und Oberbett („Duckhpeth“), ein barchenter Polster, zwei große und kleine Kissen. Auch ein roter und weißer Vorhang, die die Frau als ihr Eigentum beansprucht. Weiter ein Schubkarren samt einen weißen Vorhang, auch zwei Liegen und ein Oberbett, ein großes und kleines Kissen und ein Polster, Bettgewand und Vorhang sollen der Frau gehören, zwei beschlagene Fußschemel, ein beschlagener Leibstuhl, eine Bank für einen runden Tisch, die Stefan Berger gehören soll.
    In der Gastkammer: Ein Himmelbett samt einem grünen Leinenvorhang mit einer barchenten und einer zwillenen Liege, auch ein barchentes Oberbett und ein zwillener Polster (zwillen = doppelfädig). Ein Bett mit einem halben Himmel mit einer barchenten und zwillenen Liege und ein Oberbett samt einem Leinenpolster und einem barchenten und zwillenen Kissen, auch drei eiserne Stängel, ein kleines leeres Bett mit einem Himmel, zwei Himmelbetten, auf jedem ein unteres und ein oberes zwillenes Bett. Ein Himmelbett mit zwei Unter- und einem barchenten Oberbett. Weiter ein dergleichen Himmelbett mit einer Liege und einem Oberbett. Dann ein Himmelbett mit zwei Liegen und einem Oberbett samt einem alten grünen seidenen („arlessen“, ein zu Arles, Burgund, gewebter Stoff) Vorhang. Diese erstberührten fünf Bettstätten samt dem Bettgewand bezeichnet die Frau als ein von ihr mitgebrachtes Gut. Drei Truhen, darunter in einer ein alter Wagenpolster, sechs Nachttöpfe („Pothschämel“)
    Im oberen Flözl: Zwölf große und kleine Hacken.
    Im Speisesaal (Türnitz Stuben): Ein beschlagener zusammengelegter Tisch, ein viereckiger Tisch, ein messinger großer Leuchter mit sechs Röhren, ein alter Schlüsselkorb (“Kandlrahmen“), zwanzig große und mittlere Zinnschüsseln, achtzehn viereckige Zinnteller, acht große Zinnplatten, ein zinnenes Fischgatter, eine große zinnene Kässchüssel, eine kleine zinnene Schüssel, zehn große und mittlere Kandl samt einem zinnenen Becher, zwei messingene Gießkandl samt einem Becken („Beckh“), darauf ein Messinghirsch, zwei Messingleuchter, ein messinges Nachtlicht, eine Siegelbank, darin nichts. Weiter in einer langen Truhe und im Fenster, auch was sonst die Frau im Schloß an Garn hat, wird auf 400 Ellen veranschlagt (angeschlagen).
    Ein Reisebett mit einem Himmel und einem grünen Seidenvorhang mit zwei gestreiften („gestraimbte“) Liegen und Oberbetten, ein Polster und zwei Kissen, ein grünes Truhel mit dem Ettlinger und Prackendorferischen Wappen. Darinnen nichts. Ein Fischnetz und ein Hasengarn, beide uneingefaßt. Dieses Garnbett mitsamt dessen Zugehörung, auch das Truhel, Fischnetz und Hasengarn sollen der Frau gehören. Zwei Hirschghörn, zwei alte bemalte Tafeln, eine Landschaft, die eingefaßt ist, drei bemalte hölzerne Schüsseln, ein Gießkasten mit Zinn beschlagen, darin zehn grüne verschiedene Gläser, eine kupferne Schüssel.
    In der Kammer daran: Ein Himmelbett mit zwei Unter- und einem parchenten Oberbett („Duckhpeth“), ein Polster und zwei große barchente Kissen, ein Himmelbett mit einer Liege und Oberbett, ein Polster und zwei Kissen. In einem Fußschäme1 drei Bankteppiche. Ein alter Vorhang, auch drei alte Tischteppiche und eine Wagendecke mit Fransen, eine Truhe, darin eine große und vier kleine Decken, eine gefirniste Truhe mit einen, Fuß. Darin sollen auf Hinweis der Frau ihre Halskleider und ihr Schmuck liegen. Diese Truhe ist, weil die Frau darum gebeten, ungeöffnet und uninventiert geblieben, ein Stuhl, vier Hellebarden.
    Im Flötz: Ein Hirschgeweih an der Mauer, ein eingefaßtes hängendes Hirschgeweih, drei kurze („schürzer“) Spieß, ein leeres Federfaß, ein altes ledernes Fälleisen, eine eiserne Getreidereutern soll der Frau gehören, zwei Truhen voller Flachs, eine Truhe, darinnen viele kleine Fäßl mit Flachs; dieser Flachs soll der Mutter der Frau Ettlinger gehört haben, die denselben und den oben genannten Flachs beanspruchen will. Weizen ist auf 5 1/2 Schaff angeschlagen. Diesen Weizen hat die Frau nach Absterben ihres Junkers, selig, auf ihre Kosten angebaut, derowegen derselbe auch ihr gehören soll. Sie zeigt daneben ferner an, daß sie ihrem Junker, selig, bis an die vierthalbhundert Schaff allerlei Getreide habe mitgebracht und begehrt darum die Vergütung („Ergötzlichkeit“) und Erstattung.
 


Lageplan vom Jahre 1929.

 
    Im Frauenzimmer Stübel: Zwei viereckige Tische mit schwarzem Leintuch („Leinbath“) ,überzogen, von denen die Frau den kleineren beansprucht. Ein Reisebett mit einem grünen seidenen Vorhang, mit einem unteren und einem oberen Deckbett samt ein Polster; soll der Frau gehören. Ein Sessel mit grünem Tuch überzogen, sieben Pfauenfedern, Fliegenwedel, ein kleiner hölzerner Sessel, zwei Stühle zum Rundtisch, acht zinnene, gleiche Schüsseln, zwei Zinnplatten, ein zinnenes Butterfaßl („Putter Mülterl“), zwei zinnene Tischplatten, 24 große und kleine Kandl in einem Schüsselkorb („Ram“), der altväterisch ist, ein Becher, zwei kleine Weihwasserkessel („Weichkessel“), zwei doppelte Konfektschalen, vier doppelte zinnene Schüsseln. Dieses Zinngeschirr, zeigt die Frau an, gehöre ihr. Zwei bemalte Tafeln, zwei Käst1 mit allerlei Gläser.
 


„IN DER STUBEN CAMMER DARAN 1 Himelpeth daran ain Khölnisch unnd parcheten Lig, unnd Duckhpeth. ain Parcheten Polster. Zway grop unnd clainen Khissen auch Roth, unnd Weyssen fürhanng. Welchen die Fraw für Ir aigen ansprüicht.
Mer ain Schubkharn sambt ainem Weyssen fürhang. auch Zwayen Lig. unnd ain Duckhpeth. ain groß unnd Clain Khiß. unnd ainen polster. Solch Petgwanndt unnd fürhanng soll der frawen sein.“

Auszug aus dem „Inventarium“ des Schlosses Saulburg vom Jahre 1590.
(Staatsarchiv Landshut Rep. 97 F. 514 Nr. 188)

Teil 5