Im Jahre 1590 verfügte das Schloß Saulburg über
folgende Räumlichkeiten und Außenanlagen:
Erster Stock:
An erster Stelle werden die Harnischkammer mit der
Mannsrüstung genannt, dann die obere neue Stube und
eine Stubenkammer daran. Im ersten Stock befanden sich
außerdem die Türnitz Stuben (Speisesaal) mit einer
anschließenden Kammer, eine Gastkammer und ein Flöß.
Es sind noch ein oberer Boden und ein weiterer Boden
genannt, die wohl im Dachgeschoß lagen.
Erdgeschoß:
Hier waren die untere Stube (Wohnzimmer des
Hofmarksherrn Ettlinger) mit einer anschließenden
Kammer, die Küche, dann die Kirche mit einer Fletz
davor und einem Gewölbe daneben. Im Erdgeschoß lagen
die Dirnenkammer, die Gesindestuben, eine Botenkammer,
ein Badanlegstübl und ein Käsgewölbe.
Silbergeschirr: Sechs verschiedene Becher
(Schiedbecher) mit vergoldeten Reifen; darunter
fünf mit dem Westendorfischen Wappen. Neun silberne
Löffel mit dem Ettlinger Wappen. Das übrige
Silbergeschirr, sagt die Frau, sei zu Straubing an
folgenden Orten: Als Pfand sind Stücke für 300 Gulden
(Wert) versetzt, die Gastwirt Stefan Perger benennen
kann. Was für Stücke es sind, wisse sie nicht. Bei
Leonhard Jungmair, Schneider zu Straubing, ist
etliches Silbergeschirr, das ihrem Junker und ihr
gehöre. Sie habe einen Zettel gehabt, den sie aber
nicht finden könne. Das Silbergeschirr ist um etwa 90
Gulden versetzt. Drei Ketten, Eigentum des Ettlinger,
selig, sind bei Haibecken, Fischer zu Straubing, um
100 Gulden versetzt. Drei Ringe: ein Rubin, ein Türkis
und ein Erinnerungs- oder Erbring (Denkring). Ein
Siegelring (Petschaftsring). Vier oder fünf Ketten,
die sich bei Hans Labermair zu Straubing befinden,
sind um 50 Gulden versetzt, darunter sind zwei, die
ihrer Schwester, der Dorferin, gehören sollen.
An Barschaft: nichts (nihil).
Kleidung des Ettlinger, selig: Schwarzer Nachtpelz mit
Kitzfutter, ein Paar barchente Socken mit Fuchsfutter
ausgefüttert, elf Paar deutsche Hosen mit allerlei
Zeug aufgezogen, drei Paar Seidenstrümpfe, acht Wams
von. allerlei Zeug, ein weiß gestricktes Hemd, ein
roter Brustfleck, ein schwarzes samtenes Barrett, ein
paar Handschuhe, rauh gefüttert, ein brauner
nägelfarbener Damastrock (Damaschenrock) mit
Pelzfutter (Kehlmätter) gefüttert und mit Samt
verbrämt, ein schwarzer Damastrock mit Samt verbrämt,
ein nagelbrauner Seidenrock (Schamlottenrock) mit
Samt verbrämt, ein schwarzer doppelt getäfelter
daffelen) Rock, mit Seide gesteppt, ein schwarzer
Wollmantel (Wuller Mantel) mit Samt verbrämt, ein
grauer (graber) Mantel mit Samt verbrämt, eine
schwarze wollene Mütze mit Samt verbrämt, ein
schwarzer Leinenkittel mit, Samt verbrämt, eine
schwarze wollene Mütze mit Seide gesteppt, eine
schwarze wollene Mütze mit Samt verbrämt, ein
schwarzer Wallrock mit Fuchsfutter und Samt verbrämt.
Mannsrüstung in der Harnischkammer: Sieben ganze
Schürzen (Schürzer) mit ihrer Zugehörung, ein
weißer Rücken (Ruck) mit Brustharnisch oder
Brustpanzer (Krebs) samt zwei Pickelhauben
(ursprünglich: Beckenhaube, visierloser Helm,
Pecklhauben), neun schwarze Rüstungen mit ihrer
Zugehörung, drei Jägerhörner, fünfzehn Stacheln
(Stöchl) und drei selbstzündende Büchsen
(Seelgschoß), acht Paar Panzerärmel, zwei
Schweinsschwerter, vier Streithämmer, ein alter Spieß,
eine schwarze Pickelhaube mit weißen Reifen, sechs
alte Köcher, darinnen die Bolzen (Pölz), ein
Schlittenkummet, ein schönes Hirschgeweih
(Hirschkhiirn). Die Frau gibt vor, dasselbe mit
ihrem Geld erkauft zu haben, weshalb es ihr gehören
soll. Etliche abgeworfene Hirschstangl, vier Schwerter
und ein Säbel, zwei Stachelwinden, zehn eiserne
Roßstirnen (,;Roßköpfe), ein eiserner Stützsattel,
zwei alte eiserne Steigbügel (Steigreifen),
altväterisch, zwei eiserne Sparbüchsen, eine hölzerne
Sparbüchse, darinnen etliche alte Münzen, sechzehn
alte Stangen und Mundstücke (für Pferde), ein
hölzerner Bolzladen, zwei lederne Brustriemen
(Fürbüg, um den Sattel nicht zurückweichen zu
lassen) und Roßkreith samt ein Paar Stangenzügel, ein
Fäßl samtacht großen und kleinen Körben und eine Truhe
mit alten Briefen. In einer alten Truhe allerlei altes
Leder und Eisenwerk. Etliche Steine an, einem
Fischzeug. Ein Schneenetz samt einem alten Ingärn in
einem Hühnernetz, zwei Reitschwerter oben und unten
mit Silberbeschlag, ein Weidmesser mit Silberbeschlag.
Nach Ettlingers Angabe soll noch ein Waidmesser mit
Silberbeschlag vorhanden gewesen sein. Die Frau weiß
aber über dessen Verbleib keine Erklärung zu geben. In
einem alten Kastl sechs Paar alte Handschuhe und
etliches altes Eisenwerk. Eine lederne Kopfstirne
(Hauptgstirl), drei schwarze Pickelhauben, ein Paar
Feistling samt der Hülse, eine alte Pulverflasche,
zwei Haumesser (Duseck).
In der oberen neuen Stube: Ein runder und drei
viereckige Tische, mit schwarzem Tuch überzogen, die
der Frau gehören sollen. Die Bänke sind mit schwarzem,
gemeinem Tuch belegt. Vier Hirschgeweihe, ein
messinger großer hängender Leuchter mit zwölf Röhren,
der der Frau gehören soll, drei Rundstiele, zwei Bänke
mit Lehne (Laimpenckh), ein Sessel mit rotem Leder,
ein Eisengitter hinter dem Ofen, grün angestrichen,
ein Schubkarren, auf dem das Bettgwand drauf ist, soll
der Frau Gut sein, eine schwarze Leinendecke, ein
Schenktisch mit schwarzwollenem Tuch überzogen.
In der Stubenkammer daran: Ein Himmelbett, daran ein
kölnische und barchentene Liege und Oberbett
(Duckhpeth), ein barchenter Polster, zwei große und
kleine Kissen. Auch ein roter und weißer Vorhang, die
die Frau als ihr Eigentum beansprucht. Weiter ein
Schubkarren samt einen weißen Vorhang, auch zwei
Liegen und ein Oberbett, ein großes und kleines Kissen
und ein Polster, Bettgewand und Vorhang sollen der
Frau gehören, zwei beschlagene Fußschemel, ein
beschlagener Leibstuhl, eine Bank für einen runden
Tisch, die Stefan Berger gehören soll.
In der Gastkammer: Ein Himmelbett samt einem grünen
Leinenvorhang mit einer barchenten und einer zwillenen
Liege, auch ein barchentes Oberbett und ein zwillener
Polster (zwillen = doppelfädig). Ein Bett mit einem
halben Himmel mit einer barchenten und zwillenen Liege
und ein Oberbett samt einem Leinenpolster und einem
barchenten und zwillenen Kissen, auch drei eiserne
Stängel, ein kleines leeres Bett mit einem Himmel,
zwei Himmelbetten, auf jedem ein unteres und ein
oberes zwillenes Bett. Ein Himmelbett mit zwei Unter-
und einem barchenten Oberbett. Weiter ein dergleichen
Himmelbett mit einer Liege und einem Oberbett. Dann
ein Himmelbett mit zwei Liegen und einem Oberbett samt
einem alten grünen seidenen (arlessen, ein zu
Arles, Burgund, gewebter Stoff) Vorhang. Diese
erstberührten fünf Bettstätten samt dem Bettgewand
bezeichnet die Frau als ein von ihr mitgebrachtes Gut.
Drei Truhen, darunter in einer ein alter Wagenpolster,
sechs Nachttöpfe (Pothschämel)
Im oberen Flözl: Zwölf große und kleine Hacken.
Im Speisesaal (Türnitz Stuben): Ein beschlagener
zusammengelegter Tisch, ein viereckiger Tisch, ein
messinger großer Leuchter mit sechs Röhren, ein alter
Schlüsselkorb (Kandlrahmen), zwanzig große und
mittlere Zinnschüsseln, achtzehn viereckige
Zinnteller, acht große Zinnplatten, ein zinnenes
Fischgatter, eine große zinnene Kässchüssel, eine
kleine zinnene Schüssel, zehn große und mittlere Kandl
samt einem zinnenen Becher, zwei messingene Gießkandl
samt einem Becken (Beckh), darauf ein
Messinghirsch, zwei Messingleuchter, ein messinges
Nachtlicht, eine Siegelbank, darin nichts. Weiter in
einer langen Truhe und im Fenster, auch was sonst die
Frau im Schloß an Garn hat, wird auf 400 Ellen
veranschlagt (angeschlagen).
Ein Reisebett mit einem Himmel und einem grünen
Seidenvorhang mit zwei gestreiften (gestraimbte)
Liegen und Oberbetten, ein Polster und zwei Kissen,
ein grünes Truhel mit dem Ettlinger und
Prackendorferischen Wappen. Darinnen nichts. Ein
Fischnetz und ein Hasengarn, beide uneingefaßt. Dieses
Garnbett mitsamt dessen Zugehörung, auch das Truhel,
Fischnetz und Hasengarn sollen der Frau gehören. Zwei
Hirschghörn, zwei alte bemalte Tafeln, eine
Landschaft, die eingefaßt ist, drei bemalte hölzerne
Schüsseln, ein Gießkasten mit Zinn beschlagen, darin
zehn grüne verschiedene Gläser, eine kupferne
Schüssel.
In der Kammer daran: Ein Himmelbett mit zwei Unter-
und einem parchenten Oberbett (Duckhpeth), ein
Polster und zwei große barchente Kissen, ein
Himmelbett mit einer Liege und Oberbett, ein Polster
und zwei Kissen. In einem Fußschäme1 drei
Bankteppiche. Ein alter Vorhang, auch drei alte
Tischteppiche und eine Wagendecke mit Fransen, eine
Truhe, darin eine große und vier kleine Decken, eine
gefirniste Truhe mit einen, Fuß. Darin sollen auf
Hinweis der Frau ihre Halskleider und ihr Schmuck
liegen. Diese Truhe ist, weil die Frau darum gebeten,
ungeöffnet und uninventiert geblieben, ein Stuhl, vier
Hellebarden.
Im Flötz: Ein Hirschgeweih an der Mauer, ein
eingefaßtes hängendes Hirschgeweih, drei kurze
(schürzer) Spieß, ein leeres Federfaß, ein altes
ledernes Fälleisen, eine eiserne Getreidereutern soll
der Frau gehören, zwei Truhen voller Flachs, eine
Truhe, darinnen viele kleine Fäßl mit Flachs; dieser
Flachs soll der Mutter der Frau Ettlinger gehört
haben, die denselben und den oben genannten Flachs
beanspruchen will. Weizen ist auf 5 1/2 Schaff
angeschlagen. Diesen Weizen hat die Frau nach
Absterben ihres Junkers, selig, auf ihre Kosten
angebaut, derowegen derselbe auch ihr gehören soll.
Sie zeigt daneben ferner an, daß sie ihrem Junker,
selig, bis an die vierthalbhundert Schaff allerlei
Getreide habe mitgebracht und begehrt darum die
Vergütung (Ergötzlichkeit) und Erstattung.
Auszug aus dem Inventarium des Schlosses Saulburg
vom Jahre 1590.
(Staatsarchiv Landshut Rep. 97 F. 514 Nr. 188)