Saulburg und seine Geschichte

Von Kreisheimatpfleger Michael Wellenhofer
michael_wellenhofer@hotmail.com
 
V. Teil


Das stattliche Saulburger Schulhaus (Foto: Fr. Lösch,Saulburg)
 

Zur Geschichte der Saulburger Schule

    Die Saulburger Schulkinder hatten lange Zeit einen weiten, fast zweistündigen Weg zur Pfarrschule nach Pondorf zurückzulegen. Auf Wunsch der Regierung erteilte daher ab 1802 der Saulburger Schloßkaplan Xaver Aschenbrenner den Saulburger Kindern in seiner Sazellanwohnung Unterricht. Acht Jahre lang tat er dies, ohne dafür einen Pfennig Gehalt zu bekommen. Ab 1810 erhielt der Geistliche von den Kirchen das geringe Entgelt von sechs Gulden. Zur gleichen Zeit aber wurde ein Antrag auf eine Schulgelderhebung von 290 Gulden gestellt. 35 Jahre lang erteilten die Sazellane (Xaver Aschenbrenner 1802 und Michael Fischer 1827) in ihrem Wohnzimmer den Unterricht.
    Nach der Zerschlagung des Saulburger Schloßgutes konnte das ehemalige gutsherrliche Försterhaus von der Gemeinde käuflich erworben werden. Dort wurde nun ein Schulsaal eingerichtet, in dem ab 1837 unterrichtet wurde. . Zum Saulburger Schulsprengel gehörten die Dörfer Saulburg mit Anger, Auenzell, Thurasdorf und Geßmannszell, die Weiler Spitzhaus und Ziegelhaus und die Einöden Grabmühle; Grasleiten, Neumühle, Staudenhaus, Altenhof, Fahrenhaus, Neuhaus, Neuroth und Vogelsang.
    Als die Schülerzahl anstieg, wurde das Saulburger Schulhaus zu klein. Daher waren Bestrebungen im Gange, in Geßmannszell für die Orte Auenzell, Geßmannszell und Thurasdorf ein eigenes Schulhaus zu errichten. Schließlich entschloß man sich aber, den alten Schulsprengel beizubehalten und in Saulburg ein neues größeres Schulhaus zu erstellen. Als Bauplatz konnte vom Bader Johann Scheitzach das ehemalige „Schützenhaus“ käuflich erworben werden. Dort wurde im Jahre 1907 unter großen finanziellen Opfern der Gemeinde ein neues zweiklassiges Schulhaus erbaut, das seinerzeit eines der schönsten und modernsten Schulhäuser des Landkreises Bogen war (Das frühere Schulhaus - das ehemalige gutsherrliche Försterhaus - ist heute im Besitz der Familie Alois Janker).
    Das Ende des Zweiten Weltkrieges hatte seine Auswirkungen auch auf den Schulbetrieb in Saulburg. Ende Februar 1945 wurden die beiden Schulsäle beschlagnahmt, um dort 45 schwer erziehbare Mädchen und deren vier Erzieherinnen aus Kloster Neustadt bei Wien unterzubringen. Der Schulunterricht konnte nur beschränkt im Gastzimmer des Gasthofes Piendl am Anger weitergeführt werden. Die Gasthaussäle waren bereits mit Flüchtlingen voll besetzt. Mit dem Einmarsch der US-Truppen im April 1945 wurde der Schulbetrieb vollkommen eingestellt. Erst im September 1945 konnte er wieder aufgenommen werden, nachdem die Wiener Kinder wieder in die Heimat zurückgekehrt waren.
    Ab 1. Januar 1949 wurden bei einem Schülerstand von 133 drei Planstellen für Lehrer von der Regierung genehmigt. Da aber in der Folgezeit die Schülerzahlen wieder ruckläufig waren, wurde ab September 1953 eine Planstelle wieder abgebaut.
    Zu Beginn des Schuljahres 1966/67 schlossen sich die Schulen Kirchroth, Kößnach und Saulburg zu einer Verbandsschule zusammen. Im September 1973 wurde diese zur Volksschule Kirchroth-Pondorf erweitert. Im Saulburger Schulhaus werden nun die Kinder des 5. und 6. Schülerjahrgangs der ehemaligen Gemeinden Kirchroth, Kößnach und Saulburg unterrichtet.
 

Die Lehrer in Saulburg

Xaver Aschenbrenner (Sazellan)                1802
Michael Fischer (Sazellan)                    1827
Michael Bernstetter                           1831
Josef Klee                                    1837
Josef Breuer                                  1845
Georg Kunz                                    1850
Josef Muggenthaler                            1857
Georg Schneiderbauer                          1863
Josef Seibert                                 1864
Josef Fischer                                 1865
Ferdinand Schmid                              1867
Josef Meyer                                   1870
Josef Fischer                                 1870
Georg Albert                                  1874
Georg Siegl                                   1889
Kajetan Schwertl                              1895
Josef Waindinger                              1901
Ludwig Weinzier1                              1907
Elsa Prummer                                  1907
Emilie Weiß                                   1909
Wolfgang Wagner                               1912
Maria Schleinkofer                            1914
Alfons Loibl (Aushilfe)                   1.5.1924
Franz Daffner                             1.8.1924
Kath. Eggerdinger                        16.4.1925
Hildegard Senninger                       1.9.1927
Franz Stelzenberger (Aushilfe)            1.1.1928
Ludwig Vogl                   1.4.1928 - 15.7.1945
Barbara Schade (Aushilfe)     1.2.1930 - 20.7.1930
Maria Weishäupl                          16.9.1931
Anna Huber (Aushilfe)           8.1.1932-10.3.1932
Therese Käufl verehel. Karrer 1.4.1932 - 1.10.1948
Kläre Kerndorf                1.9.1945 - 9.8: 1946
Johann Lindmeier                9.9.1946-24.4.1947
Georg Bösche                             21.4.1947
Dorothea Massny                 7.5.1947-31.7.1953
Ludwig Vogl                   1.9.1948 - 31.7.1962 (ab 1.8.1962 im Ruhestand)
    Quelle: Ludwig Vogl, Chronik von Saulburg, 1962, ungedruckt.
 

Kriegsende auf Schloß Saulburg

Frau Gerda Strohmeier erinnert sich:

    Am 18. April 1945 wurde Straubing bombardiert. Ein normales Leben in der Stadt war kaum möglich. Jeder suchte auf dem Land einen sicheren Platz. Meine Eltern, meine kleine Schwester und ich, dazu noch zwei bekannte Familien hatten uns das Schloß Saulburg auserkoren. Schloß Saulburg war seit langem ein beliebter Ausflugsort für uns Straubinger gewesen, leicht mit dem Fahrrad zu erreichen.

    Mit einem Pferdegespann eines bekannten Bauern aus Kirchroth fuhren wir nun in den Burghof. ein. Siehe da, welch böse Überraschung! Der ganze Hof war besetzt mit Militärfahrzeugen von SS-Angehörigen. Die gefürchteten Soldaten verbrannten Papiere - Dokumente in einem steinernen Brunnentrog. Für uns gab es keine Umkehr mehr. Von den Besitzern, der Familie Widmann, die hier im Schloß eine Gastwirtschaft betrieb, und der dazugehörigen Klara wurde uns im 1. Stock der Rittersaal zur Verfügung gestellt. Der Saal war völlig leer. Er lag über der Gaststube und dem großen Tor. Über uns kampierte noch eine Straubinger Familie.

    Strohsäcke waren unsere primitive Einrichtung. Da sich in unserer Gesellschaft auch zwei junge Damen befanden, lud sich der Chef der SS-Führung ein. Bei Kerzenschein beschwor er seine Treue zu seinem SS- Führer Himmler. Falls dieser Schwur in einer Verteidigung des Schlosses ausartete, waren wir vom Regen in die Traufe gelangt.

    Die Tage vergingen, der Kanonendonner rückte näher. Unsere Angst wuchs. Doch als wir eines Morgens erwachten, wir trauten unseren Augen nicht: Kein einziges SS-Fahrzeug war mehr zu sehen. Sie waren alle abgefahren. Der Burghof war leer. Erleichtert atmeten wir auf.

    Am selben Tag brachte ein Bierfahrer aus Straubing auf einem klapprigen Auto die letzte Bierlieferung. Später erfuhren wir, daß dieser Bierfahrer auf dem Rückweg zur Stadt Opfer eines Tieffliegerangriffes geworden war.

    Auch meine Mutter fuhr am gleichen Tag noch einmal mit dem Rad nach Straubing. Mit einer Bekannten ging ich ihr durch den Wald entgegen. Als wir den Waldrand erreichten, überflog uns ein amerikanischer Tiefflieger in Richtung Schloß Steinach. Wir bekamen große Angst und traten eilig wieder durch den Wald den Rückweg zum Schloß Saulburg an. Dabei sahen wir die letzten Reste unserer Armee: Alte Männer, junge Burschen lagerten in den Seitenwegen der damals noch nicht asphaltierten Straße. Endlich, am Abend kehrte auch unsere Mutter wohlbehalten aus Straubing zurück. Wie erleichtert atmeten wir da auf! Als wir dann plötzlich Schloß Steinach in Flammen stehen sahen, glaubten wir, daß der Tiefflieger, der uns am Waldrand überflogen hatte, der Auslöser des Brandes war. Doch später erfuhren wir, daß die SS vor ihrem Abzug das Schloß Steinach angezündet hatte, um Dokumente zu vernichten.

    Es vergingen noch einige Tage voller Unsicherheit. Dann tauchte auf der Straße nach Wiesenfelden der erste amerikanische Panzer auf. Da der Hausherr, Herr Widmann, sehr krank im Bett lag, hißten unsere Leute auf dem Turm des Schlosses sogleich die weiße Fahne.

    Der Chef der Amerikaner wollte aber unbedingt den Hausherrn sehen. Beim Anblick des kranken Mannes hatten die Amerikaner Verständnis. Nach ein paar Tagen Besetzung starb Herr Widmann.

    Wir halfen der Familie die Felder bestellen, bis uns die Heimfahrt nach Straubing wieder möglich war. Die Donaubrücken waren gesprengt. Wir mußten mit einem Boot die Donau oberhalb der Stadt Straubing überqueren.
 


Schoß Saulburg
 

Schoß Saulburg (Foto: Fr. Lösch, Saulburg).
 

Teil 6